Die besseren Wälder

Theater am Ortweinplatz

„Diese Parabel über Herkunft und Zukunft erzählt von der Sehnsucht nach dem besseren Leben, dessen Preis nicht Assimilation bis zur Selbstaufgabe sein darf.“

Im Sommersemester wird Martin Baltscheits prämierte Tierparabel, die sich nicht an Kinder – wie vielleicht auf den ersten Blick zu erwarten wäre – sondern an Jugendliche und Erwachsene richtet, in Koproduktion mit dem Jungen Vorarlberger Landestheater auf die Bühne gebracht.

Ferdinand ist ein junger Wolf im Schafspelz oder ein Wolf mit Schafsfell: Als einziger seiner Familie hat er die Flucht in die besseren Wälder überlebt und wird dort als Schaf unter Schafen großgezogen. Gemeinsam mit seiner Freundin Melanie begibt er sich eines Tages auf die andere Seite des Zauns, doch "Schafe springen nicht über Zäune". Als Melanie später tot aufgefunden wird, gerät er unter Verdacht, denn ein Wolf, ist und bleibt ein Wolf, eine Gans ist kein Fuchs und ein Bär keine Biene!? Erneut muss Ferdinand fliehen und sucht Zuflucht bei den Wölfen, doch auch dort stößt er auf eine ihm fremde Welt mit starren Konventionen und fühlt sich nicht zugehörig. Während die Wölfe von einem Leben in den besseren Wäldern träumen, ist Ferdinand auf der Suche nach seiner Identität weiterhin auf sich allein gestellt.

Die packende Parabel behandelt vielfältige Themen und Fragestellungen: die Suche nach den eigenen Wurzeln, Liebe, Tod, Moral bis hin zu aktueller Migrationspolitik. Was macht die eigene Identität aus: Erbgut, Erziehung, Sozialisation, Kultur? Wieviel Willens- und Handlungsfreiheit bleiben dem einzelnen Individuum, eingegliedert in eine größere Gruppe, in ein komplexes System?

Die filmisch anmutende und atmosphärische Inszenierung bettet die Erzählung perfomativ in das Setting eines Schlachthofes ein. Die Handlungen der ProtagonistInnen stehen im Wechselspiel mit den äußeren Abläufen des Schlachtbetriebs. Die Suche des Protagonisten Ferdinand nach Identität und Zugehörigkeit gestaltet sich in dieser Inszenierung als existenzielle Odyssee durch nebulöse Traumbilder, untermalt von Klangteppichen und Heavy Metal-Einflüssen. Mensch-Tier-Unterscheidungen verschwimmen zunehmend. Überlebensgroße, skurrile Tierkostüme und der Einsatz von Nebel verdichten das Spiel zu einem tragikomischen, surrealen und schonungslosen Drama über die menschliche Existenz.


Auszug Jurybegründung DEUTSCHER JUGENDTHEATERPREIS 2010

 „Mit grafischer Plastizität und dramatischem Gespür hat Baltscheit eine Entwicklungsgeschichte mit vielschichtigen Deutungsmöglichkeiten geschrieben. Gekonnt kleidet der Autor Fragen nach dem ‚wir hier drinnen, ihr da draußen‘ in eine Tierparabel und würzt das Ganze mit seinem scharfen, ernsthaften Humor.“

Martin Baltscheit

Simon Windisch

Julia Fasshuber

Nadja Brachvogel, Moritz Ostanek, David Valentek, Manfred Weissensteiner, Nora Winkler

Robert Lepenik

Bernhard Bauer

Priska Petau

Anna-Katerina Frizberg

Nina Ortner

Verlag für Kindertheater

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